Condor A350

Ein Stück Schweizer Motorrad-Geschichte.

Der Motor kommt zwar von der Firma DUCATI in Bologna; grosso modo eine geniale Konstruktion von Ing. Fabio Taglioni, welche so einige Feinheiten und Teile-Vielfalt vorweisen kann.
Von 1974–77 wurden bei Condor in Courfaivre 3’500 Maschinen des Typs A–350 produziert und an die Armee ausgeliefert. Mittlerweile wurden diese Maschinen längst ausgemustert und gelangten in private Hände. Auch wenn die Motorleistung eher bescheiden ist, Spass macht die Condor trotzdem oder gerade deshalb.
Diese Motorräder sind nun ca. 45 Jahre alt, also bereits Oldtimers. Sie sind von der produzierten Stückzahl her gesehen keine Rarität, dafür erschwinglich für alle Enthusiasten. Man kann die CONDOR A-350 bei jedem Wetter und Witterung fahren, sie ist nicht zu exotisch, wenig anfällig, bei guter Pflege äusserst zuverlässig.
Doch auch an einem Arbeitstier gehen die Jahre nicht spurlos vorbei, deshalb haben wir uns dem Pferd aus dem Jura angenommen:

Auch die Elektrik altert und wird morsch – oder ist es schon. Wer sich am Kabelschlauch beim Lenkkopf schwarze Hände holt, dann ist meist die restliche Elektrik mehr als angeschlagen; da hilft nur noch eine Neu-Verdrahtung.
Wir gingen einen Schritt weiter und modifizierten gleich auch 12 Volt. Dies ist kein Stilbruch – von aussen sieht man nichts, ausser dass man nachts besseres Scheinwerferlicht hat.
Zu sagen, dass die bereits bestehende Unterbrecher-Zündung mit 12 Volt betrieben, einen Quantensprung bewirkt.
Ein weiteres Plus ist die Installation der ID–Unit, welche klare Vorteile bringt (siehe Rubrik 3 – BOYER BRANSDEN ID–Unit) : praktisch alle damit ausgerüsteten Motoren lassen sich mit dem ersten (1.) Kick starten, sofern das bleifreie Benzin im Tank noch einigermassen frisch ist.
Der Alternator stammt ebenfalls von Ducati, aus der Elektro-Abteilung, und war für eine 12 Volt-Elektrik vorgesehen. Da jedoch die Armee für alle Motorrad-Modelle nur auf einen Batterie-Typ bestand, wurde mit einem speziellen Gleichrichter-Regler die Spannung auf 6 Volt herunter geregelt – was ein nicht so guter Kompromiss war; denn die Reglerschaltung setzte eine gut geladene und funktionstüchtige 6 Volt-Batterie voraus. (Siehe auch Bericht im FAM s’moto Nr. 4 / November 2008).

Liste Teile / Komponenten zu CONDOR A–350

– Gleichrichter-Regler Einheit, Typ G/R A–350 für Umbau auf 12 Volt

– Aluminium Halteplatte, komplett mit Schrauben, für Gleichrichter-Regler G/R A–350

– Zündspule 12 Volt, Durchmesser 40mm, COIL 00005, f. Zündung mit 12 Volt

– Halterung CCL, für Zündspule

– Glühlampen-Satz 12 Volt: Scheinwerfer 35/35 Watt, Standlicht 4 Watt, Tacho-Beleuchtung 3 Watt, 2 x Soffitte, Rücklicht 10 Watt, 2 x Soffitte, Stoplicht 18 Watt, Sicherungshalter HFA mit Sicherung

– BOYER BRANSDEN ID–Unit, negative Masse Betriebsspannung 4–16 Volt, KIT 00069 schwarze Box

– kontaktlose elektronische Zündung KUNDERT-HPE

– Unterbrecher

– Kondensator

– Fliehkraftregler komplett

– Kerzenstecker BERU, 0 Ohm, nicht entstört

– Kerzenstecker NGK LB 05 F, entstört

– Zündkabel, schwarz, konfektioniert

– Batterie MF, NITRO YTC 4L–BS, Einbau-bereit, Ladespannung: 14.4 Volt

– Komplette Alternatoren, neu oder im Austausch, bitte anfragen!

– Div. Dichtungen, Kleinteile

– Oelfilter-Patronen

– Luftfilter-Elemente

– Seilzüge nach Mass, für Kupplung und Bremsen, mit Teflon-Innenbeschichtung

– Blinker / Blinkanlage : für die einten ein Stilbruch, (sorry), aber aus heutiger Sicht auf die Sicherheit (im Kreisel etc.), ein Aspekt, den wir auch schon Klassiker-verträglich umgesetzt haben, spurlos wieder demontierbar, ohne LED-Klimbim, bei 12 Volt ist genügend Leistung vorhanden.

TUNING

Man muss verstehen und begreifen, dass der DUCATI – Motor für den Einbau und Betrieb in der CONDOR A-350, speziell für diesen Einsatzbereich im Werk selbst für die damals definierten Spezifikationen abgestimmt und zusammengestellt worden ist.
Es handelt sich um einen «Drossel-Motor», 340 cc., mit einer Leistung von 16.6 PS (bhp), mit sehr gutem Drehmoment-Verlauf, günstigem Verbrauch, und hoher Standfestigkeit.
Für letzteres sorgt auch die Feinst-Oelfilterung im Hauptstrom, mit wartungs-freundlicher Ölfilterpatrone.
Die spezielle Getriebe-Abstufung erforderte andere, grössere Zahnräder, welche «Eindrehungen» an den Hubscheiben der Kurbelwelle erforderten – eine Massnahme unter anderen…
Mit den zur Verfügung stehenden 5 Gängen kommt man äusserst angenehm durch die Geographie, ohne dass man pausenlos schalten muss.
Autobahnfahrten sind nicht die Domäne der A-350, ebenso wenig «Motocross-Einsätze» im Grünen, deswegen gab es bereits schon Rahmenbrüche.
Der Enduro-Lenker sorgt für eine gute Sitzposition, in der man es erstaunlich lange aushält.

Heisse Tipps aus dem Forum !!!(?)

ich habe mich absichtlich nie in Diskussionen auf den entsprechenden Foren eingelassen, die gleich zu Beginn in abstruses Geschwafel und «wer-weissen» führen. Da zum Teil Meinungen kursieren, wie aus einem Ackergaul ein Vollblut-Rennpferd entstehen könnte, mit Motorleistungen einer «frisierten» Ducati- Werksrennmaschine, kann ein Kenner der Mechanik hier nur abwinken.
Nichts ist zwar unmöglich; zu einem solchen Unterfangen müsste man angefangen beim Zylinderkopf, inklusive Nockenwelle und Ventilen, Vergaser, Kolben, Kurbelwelle, und Getriebe (andere Abstufung) – praktisch alles auswechseln – machbar, aber eigentlich völlig sinnlos. (Siehe Kommentar oben).

Uebrigens: lässt sich das Getriebe nicht mehr sauber schalten, als würde der einzelne Gang «hängen» bleiben, liegt dies an der Kupplungsnabe, deren Nuten von den Stahlscheiben eingeschlagen sind.
(Ein alles besserwissender Fachmann vermutete eindeutig die «Eindrehungen» an der Kurbelwelle im Zusammenhang mit den Getriebe-Zahnrädern).

Eine weitere – oft unterschätzte Tatsache ist – dass es sich beim Motorengehäuse nur um einen SANDGUSS handelt, mit entsprechend niedriger Festigkeit!
Eine Leistungs-Steigerung der gesamten Mechanik inklusive Getriebe, bedeutet unweigerlich höhere Belastung der Lager, insbesondere der Wälzlager. Meist werden Lagersitze durch die erhöhte Belastung der Lager-Aussenringe nach kurzer Zeit ausgeweitet, die Lager werden in den Sitzen lose, was teuren Lärm und noch teurere Revisionen nach sich zieht.

Fazit: meiner Meinung nach, und ich bin damit nicht der einzige, besteht ein sinnvolles Tuning aus guten Unterhalt, gutem Einstellen von Vergaser, Zündung und Ventilspiel, korrektem Kettendurchhang… sowie einer «artgerechten» Bedienung der gesamten Mechanik, sprich Fahren.
Denn «tunen» (engl. to tune) heisst nichts anderes als «einstellen, justieren».

Hinweis / WARNUNG / nützlicher Tipp:
Sollten am Motor gewisse Arbeiten anfallen, und das Polrad muss dazu demontiert werden:
Niemals mit irgendeinem Abzieher versuchen, das originale Polrad (ist aus weichem Messing) abzuziehen. Ein kapitaler Schaden ist die Folge!!!
Immer nur den dafür vorgesehenen Glocken-Abzieher verwenden, der gleichmässig über das vorstehende M 62 x 1 Gewinde wirkt.
Dieses Spezial-Werkzeug ist bei uns vorhanden.